Traditionen und Brüche. Vom verschämten zum unverschämten Umgang mit Volksmusik
Volksmusik macht einen großen Teil der österreichischen Bildungs- und Kulturarbeit aus, doch das Verhältnis der Institutionen der Erwachsenenbildung zum Themenfeld ist auffallend verschämt.
Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive beschränkt sich Volksmusik nicht allein auf eine bestimmte musikalische Tradition, sondern sie verknüpft sich mit den Biographien von Menschen sowie Orientierungen, Werten und Entwicklungen einer Gesellschaft. Gegenstand des Projekts war nicht Volksmusik als musikwissenschaftliche Gattung, sondern ethnographische Fragen, denen 2001 und 2002 in zwei Tagungen unter dem Titel „TraditionenBrüche“ nachgegangen wurde.
Das Projekt „TraditionenBrüche“ ging davon aus, dass Traditionen sich nicht ohne Brüche verstehen lassen und dass man Brüche nur vor dem Hintergrund von Traditionen versteht, die die Kontinuität betonen. Bildungs- und Kulturarbeit ist dazu da, sich genau diesen Brüchen und Widersprüchen zu widmen und sie als Ausgangspunkte für Bildungsprozesse aufzunehmen.
Durch ein unverschämteres Verhältnis zu Volksmusik könnte Bildungs- und Kulturarbeit sich von dem tief verwurzelten Glauben an die Vorzüge von Institutionen und institutioneller Bildung befreien und sich noch mehr Formen des informellen Lernens bzw. des Lernens „en passent“ zuwenden. Und sie könnte über den ausgrenzenden Abtausch von Geschmacksrichtungen hinausgehen und die Form der sozialen Räume beleuchten, die das Feld kennzeichnen.
Ziele
Das Projekt zielte darauf ab, mit Hilfe von Volksmusik und Volkskultur als Formen popularer Kultur Bildungsprozesse zu initiieren: durch die reflexive Bearbeitung der eigenen Biographie und alltagskultureller Praktiken, durch die Reflexion der Zukunft in lokalen und regionalen traditionsgebundenen Vereinen und durch Überlegungen einer möglichen Weiterentwicklung des Themenfeldes im Rahmen der Institutionen der Erwachsenenbildung und im öffentlichen Diskurs. In experimenteller Weise zeigte „TraditionenBrüche“ insbesondere neue Diskussionslinien auf, die über u. E. unfruchtbare Gegensätze von „Volksmusik“ und „volkstümlicher Musik“ hinausführen.
Publikationen
virtuelles Treffen. In: Un-Verschämte Volksmusik. Pöllinger Briefe Nr. 66+67/2001 (= Zeitschrift der arge region kultur und des Ringes Österreichischer Bildungswerke) S. 6-7
Klaudia Dallinger, „An Liadtext schreib’n, Volksliada singa, G’schicht’n erzoihn. Workshoperfahrungen bei den „Bad Ischler Tagen zu Volksmusik“ am 12. und 13. Mai 2001. In: Un-Verschämte Volksmusik. Pöllinger Briefe Nr. 66+67/2001 (= Zeitschrift der arge region kultur und des Ringes Österreichischer Bildungswerke) S. 8 – 12
Edgar Forster, Zugänge zu einem Projekt über Volksmusik. In: Un-Verschämte Volksmusik. Pöllinger Briefe Nr. 66+67/2001 (= Zeitschrift der arge region kultur und des Ringes Österreichischer Bildungswerke) S. 8 – 12
Edgar Forster/Elisabeth O. Wappelshammer, TraditionenBrüche. Vom verschämten zum unverschämten Umgang mit Volksmusik. In: Vom Frühling bis zum Herbst, CD-ROM des Salzburger Heimatwerks, 2003
Traditionen.Brüche, Sondernummer der ÖIEB news 2001
Elisabeth Wappelshammer, Gemeinsinn: Volksmusik und Vereinsleben. Workshop zu Vereinskultur. In: Un-Verschämte Volksmusik. Pöllinger Briefe Nr. 66+67/2001 (= Zeitschrift der arge region kultur und des Ringes Österreichischer Bildungswerke) S. 13