Teilnahme und Nichtteilnahme an Erwachsenenbildung
Das oieb analysierte die Daten des Adult Education Survey 2007 unter dem Fokus von Motivation und Teilnahme an Erwachsenenbildung in Österreich. Zentral waren dabei Fragen der Barrieren, Hürden, Einstellungen, Interessen und Bedürfnisse.
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„Lebenslanges Lernen“ gilt im Bildungsbereich als eine Hauptstrategie, um gegenüber den heutigen und zukünftigen Anforderungen einer Wissensgesellschaft gewappnet zu sein. Dazu bedarf es eines Wissens darüber, aus welchen Gründen, Motiven und Erwartungshaltungen Menschen am lebenslangen Lernen teilnehmen bzw. nicht teilnehmen. Es gilt, den/die Erwachsene in den Mittelpunkt zu stellen und neben den manifesten Einflussfaktoren (institutionelle und räumliche Hürden, Zeit, finanzielle Mittel,…), auch die Motive, Einflüsse und psychische sowie soziale Barrieren herauszuarbeiten: „Die Menschen lernen nicht um des Lernens willen, sondern immer in Bezug auf konkrete Lebensumstände, Erfahrungen und Ziele, die Anlässe für Bildungs- und Lernprozesse sind.“ (Bremer 2007: 118). Dementsprechend lassen sich „Bildungstypen“ charakterisieren.
Um grundlegende Schlüsse zum Weiterbildungsverhalten ziehen zu können, führte das oieb eine Sekundardatenanalyse des Adult Education Survey 2007 durch. Im Zentrum der Ergebnisse steht eine neue Form der räumlichen und relationalen Darstellung von Motivation und Teilnahme in Zusammenhang mit sozialem Status und Herkunft sowie kulturellen und sozialen Interessen.
Der Adult Education Survey ist Teil der EU-Statistik zu lebenslangem Lernen. Er umfasst Daten aus 29 Ländern der EU, EFTA und den Kandidatenländern zwischen 2005 und 2008. Berücksichtigt wird dabei die Teilnahme an formalen, nonformalen und informellen Lernprozessen. Für Österreich sind Daten von 4.675 Personen zwischen 25 und 64 Jahren verfügbar.
Analyse des Weiterbildungsverhaltens von Erwachsenen
Die Studie des oieb zeigt, dass die Teilnahme und Motivation sich weiterzubilden eng mit der Häufigkeit der Nutzung von Computer und Internet zusammenhängt. Klar zeigt die Studie auch den Zusammenhang mit dem sozialen Status und den kulturellen Interessen: EB-TeilnehmerInnen sind durch höheres Einkommen, einen höheren Schulabschluss sowie Eltern mit höherem sozialen Status charakterisiert. Wesentlich ist auch, dass TeilnehmerInnen an Erwachsenenbildung kulturell interessierter und aktiver sind. Sie beherrschen mehr Fremdsprachen, lesen häufiger Bücher, besuchen öfter Museen und Ausstellungen sowie Konzerte und Theateraufführungen.
Die größten Barrieren der Weiterbildungsbeteiligung sind mangelnde Zeit und hohe Kosten. Vor allem älteren Befragten war die Vorstellung unangenehm wieder in eine Art „Schule gehen zu müssen“. Für Frauen stellen sich in erster Linie familiäre Betreuungspflichten als große Hürde heraus: Mehr als die Hälfte der Frauen, die gerne teilgenommen hatten, nannten diesen Grund als Barriere.
Die Beteiligung von MigrantInnen unterscheidet sich stark nach den Herkunftsländern. Während EU-BürgerInnen überwiegend motiviert wären an Weiterbildung teilzunehmen, sind Motivation und Teilnahme bei EU-AusländerInnen niedriger als unter geborenen ÖsterreicherInnen.
Die höchsten Kurskosten hatten Kurse in den Bereichen „BWL, Büro, Recht“ sowie „Ingenieurwesen, Herstellung und Baugewerbe“. Über 80% der Befragten konnten das Gelernte bereits „sehr oft“ oder „häufig“ anwenden. Fast drei Viertel der Weiterbildungen werden dabei aus beruflichen Gründen besucht. Auch hier zeigt sich ein enger Zusammenhang zu Bildungsabschlüssen, Einkommensklassen, Branchen sowie beruflichem Status. Während sich mehr als 80% der wissenschaftlichen Lehrkräfte innerhalb eines Jahres über Kurse oder Workshops weitergebildet haben, sind es bei Bauhilfsarbeitern und Montierern weit weniger als 10%.